Der Maestro liest, der Pastor spielt

Jan Schubert - Bergedorfer Zeitung - 5.10.2023

PPastor Michael Ostendorf mit Erich Heeder vorm Café Chrysander Foto: Jan Schubert

Michael Ostendorf und Erich Heider beim Café Chrysander

Foto (C) Jan Schubert

Bergedorf. Erich Heeder stellt am 5. Oktober sein neues Buch vor. Warum der 70-Jährige zum Stadtbild in Bergedorf gehört.


So ganz genau wissen sie beide noch nicht, was am Donnerstagabend, 5. Oktober, herauskommt. Absprachen wird es vorher auch nicht zwischen Erich Heeder und Michael Ostendorf geben. Denn ihre Maxime lautet: „Wir sind spontan, Künstler des Augenblicks.“ Na denn nur zu: Heeder stellt sein neues Buch „Geistesblitze – Gedankensprünge“ im Café Chrysander vor und wird dabei vom Kirchenmann Ostendorf musikalisch an der Gitarre unterstützt.


Ein neues Format für den Mümmelmannsberger „Maestro“, der schon ein Jahrzehnt lang mit dem Pastor für die Kirchengemeinde Allermöhe-Moorfleet-Reitbrook befreundet ist: „Ich schätze Erich als Menschen“, sagt Michael Ostendorf, der zuvor beruflich in Billstedt beschäftigt war.


Musikalische Lesung im Café Chrysander in Bergedorf


Vor ein paar Jahren sind sie zusammengekommen. „Ich habe Michael gefragt, ob er sich vorstellen kann, Gitarre bei meiner Lesung zu spielen“, erklärt Erich Heeder (70) den schlichten Ansatz. Für Ostendorf kein Problem: Der Mann schreibt und komponiert selbst Stücke, meistens in der Nacht, wenn die Familie schläft. Dazu erklingen Sätze von Heeder wie der folgende: „Die grüne Banane liegt auf dem Zebrastreifen, denn da kann sie schneller reifen.“ Geistesblitze eben.


Der 70-Jährige, der als Hinz&Kunzt-Verkäufer auf dem Bergedorfer und Lohbrügger Wochenmarkt fest zum Stadtbild gehört, schrieb einst folgende Leitlinie für das Literaturprojekt des Magazins: „Was ich nicht schreiben kann – male ich/was ich nicht malen kann – schreibe ich.“ Auch seine Geistesblitze sind prinzipiell eine Sprüchesammlung, aus der Texte entstanden sind. Zumeist von Heeder selbst erlebt, zum Beispiel in seiner Zeit als Heizungsbauer-Azubi. „Erich, mach‘ ma Licht an . . .“ Wie diese Schmonzette weiter ging? Besser mal vorbeikommen am Donnerstagabend im Café Chrysander.


Stadtteilkünstler und Hinz&Kunzt-Verkäufer schreibt schon fünf Jahrzehnte lang


Nach der musikalischen Lesung wird Heeder auch noch signieren. Den Lesetermin sieht er selbst auch als ein eigenes Jubiläum: „Ich schreibe ja auch schon 50 Jahre lang“, sagt er, „würde man das bei mir vermuten, dass ich als 18-, 19-Jähriger angefangen habe?“ Heeders Lesung beschränkt sich entsprechend nicht nur auf die aktuellen Geistesblitze, ist mehr eine Werkschau aus fünf Jahrzehnten. Dazu spielt Pastor Ostendorf (60) überwiegend Lieder, die in der Pandemie entstanden. „Musik und Kunst“, da sind sich die beiden Herren einig, „gehören schon zusammen“.


Quelle: https://www.abendblatt.de/hamburg/bergedorf/article239729779/Im-Cafe-Chrysander-Der-Maestro-liest-der-Pastor-spielt.html