Abi - Abraham - Bernhard Korte
Bei einer Gedenkveranstaltung im Sonnenland am 13.12.1987
Lange lebte er im Sonnenland:
Abi Korte
Wobei schon sein Name auf die eigene Lebensgeschichte hingewiesen hat. Denn eigentlich hieß Abi Bernhard. Aber in der Zeit der beginnenden Nazi-Diktatur durfte er sich seinen eindeutig jüdischen Vornamen noch selbst aussuchen und so entschied er sich für Abraham – kurz „Abi“.
Später bekamen alle Jüdinnen den Zwangsvornamen „Sarah“ und alle Juden den Zwangsvornamen „Israel“.
Nur Abi blieb Abi. Er trug diesen Namen voller Stolz und – wie er selbst einmal sagte – als Markenzeichen oder Orden.
Er hat nie großes Aufsehen aus seiner bewegten Lebensgeschichte
gemacht. Und er hat anderen auch nie Vorwürfe gemacht. In persönlichen Begegnungen hatte er oft erzählt.
Zu einem Vortrag vor einem größeren Publikum kam es aber erst im letzten Jahr, als er mit zitternden Knien aber sehr sicherer Stimme im Rahmen der Ausstellung „Kirche-Christen-Juden in Nordelbien von 1933-45“ vor über hundert Menschen aus seinem Leben berichtete. Wer ihn kannte, weiß, wie er sprach: Voll eigener Betroffenheit, mit viel Witz und Ironie, mit großer Kenntnis der politischen und historischen Zusammenhänge und ausgesprochener eigener Meinung. Ihm zuzuhören ist immer ein Erlebnis der besonderen Art gewesen. Und gerade für junge Menschen, die diese Zeit – wenn überhaupt - nur aus Büchern kennen, war Abi ein toller Gesprächspartner.
Im Sonnenland war er dabei. Besonders bei der damaligen Einweihung der Gedenktafel für die ehemaligen Zwangsarbeiter der Firma Thießen, die da stand, wo heute das Sonnenland ist.
Er selbst wurde als Kind samt der ganzen Familie am Vorabend der Reichspogromnacht 1938 inhaftiert und kam in das
Konzentrationslager Neuengamme. Später wurde die Familie auseinandergerissen und aufgrund einer fehlerhaften Transportliste kam Abi nach Auschwitz. Dort musste er erst Panzerketten herstellen. Dann wurde er in das Krematorium 5 versetzt, wo er von nun an die Leichen der ermordeten Menschen verbrennen musste.
Kurz vor der Befreiung des Vernichtungslagers musste er sich mit auf einen langen Marsch machen, auf dem über 80.000 Menschen durch Hunger, Kälte, Krankheit oder Schwäche ums Leben kamen.
Abi hatte überlebt, wenn auch mit großen gesundheitlichen Problemen. Von diesen Erlebnissen war sein Leben geprägt. Seinen Lebensmut, seine Hoffnung auf Veränderung und seine sprühende Kreativität konnte das allerdings nicht beeinflussen.
Leider müssen wir nun von ihm Abschied nehmen. Abi Korte ist am 11.2.2003 an den Folgen seiner vielen gesundheitlichen
Beeinträchtigungen gestorben, die ihn im letzten Jahr noch dazu
bewogen, aus dem Sonnenland weg in eine Parterrewohnung nach Öjendorf zu ziehen.
Ich werde ihn vermissen und an ihn denken.
Pastor Michael Ostendorf
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