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Bericht: 8.Treffen 13.12.2022

13.12.2022

Die Weihnachtsgeschichte von Patti Rokus, 

Gabriel Verlag; 3. Edition (7. Oktober 2019), 

ISBN-10:  3522305450, ISBN-13:  978-3522305457, Preis: 14€ 

Gerne wollte ich heute das Thema des letzten Treffens vertiefen. Vor einer Woche hatten wir mit den Begriffen aus dem Brainstorming die Erzählungen der Geburt Jesu genauer betrachtet. 


Rückblick

Dabei war uns einiges aufgefallen. Die Unterschiedlichkeit der beiden Berichte aus Matthäus und Lukas. Und auch, dass Markus und Johannes keine Berichte der Geburt, der Kindheit oder der Jugend Jesu kannten.

Das war eine sehr „kognitive“ (1) - denkende - Herangehensweise.


Andere Herangehensweise

Eine etwas andere Art ist es, wenn die Geburt in Bildern gezeigt und sichtbar gemacht wird. Bilder erreichen uns ganz anders als Worte. Vielleicht dringen sie sogar tiefer ein und sind besser zu behalten. So erschließen sich uns in den modernen Medien und im Internet die Zusammenhänge zuallererst über ein Bild, ein Foto oder eine Grafik! 

Die Werbung setzt die unterbewußte Bildsprache ganz gezielt und auch manipulativ (2) ein, um Menschen zu verleiten etwas zu tun oder zu kaufen.

Deshalb ist es auch wichtig, über das Gesehene zu sprechen, sich bewußt zu machen, was ein Bild in einem selbst auslösen kann.


Konfirmandenunterricht ist „Sehschule“

Für mich persönlich ist Konfirmandenunterricht eine „Sehschule“. Etwas zu sehen, zu erkennen und in Beziehung zu setzen mit dem, was man selbst damit verbindet. Dabei kommen eigene Erfahrungen zum Tragen. Und ebenso eigene Empfindungen und Gefühle. Da schwingt etwas mit. Da kommt etwas bei einem selbst in Bewegung.

Vielleicht habt ihr das ja beim Anschauen der Bilder der „Weihnachtsgeschichte“ selbst erlebt. Oder?


Persönliches Suchen und Finden

Gerne möchte ich euch von mir ganz persönlich erzählen, wie ich zu diesem Bilderbuch gekommen bin. Ich möchte euch dieses Erlebnis anvertrauen!

Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit (3) wird die gemeinsame Zeit mit der Familie noch knapper als sie ohnehin schon ist. Und wir versuchen einmal zusammen zum Weihnachtsmarkt zu kommen. 


Lüneburg

Gerne mögen wir die Atmosphäre in Lüneburg. In der ganzen (Innen-) Stadt ist dann geschmückt. Die Wege sind kurz und überall „weihnachtet es sehr“. In diesem Jahr hatten wir es wieder geschafft. Am Samstag vor dem 3.Advent konnten wir für ein paar Stunden los. Das Auto parken wir dann immer im Parkhaus vor dem Innenstadtring und gehen dann zu Fuß los. Am Kino vorbei. Über die Straße. Am Mahnmal der zerstörten jüdischen Synagoge vorbei. Und dann geht das Getümmel schon los. An den Drehorten der TV Serie „Rote Rosen“ vorbei. Und dann die „lange“ Fußgängerzone Richtung Rathaus. 


Lünebuch-Handlung

Kurz vor dem Rathausplatz ist am Ende dieser Straße auf der rechten Seite die Buchhandlung „Lünebuch“ auf drei Etagen zu finden. Für uns alle vier ist das immer ein Highlight! Dort können wir uns alle in „unseren“ Abteilungen vertiefen. Auch diesmal wollten wir nach dem Weihnachtmarktbummel dorthin. Die Vorfreude war groß! Und die Enttäuschung ebenso. Denn dort, wo die Buchhandlung gewesen war, waren die drei leere Etagen. Nur unten ein provisorischer Paketservicestand. „Die Buchhandlung ist weg!“ „Och, das ist traurig!“ „Schade!“ Das waren unsere Reaktionen. Tatsächlich hatte die Coronazeit bei den Geschäften ihre Spuren hinterlassen. Viele hatten aufgegeben. Aber am Schaufenster fanden wir ein kleines Plakat. Darauf stand: 


„Wir sind umgezogen“. 

Dazu eine schematische Wegbeschreibung. Das haben wir uns gemerkt. Nach dem Bummel und dem warmen Punsch haben wir dann die neue Lünebuch-Handlung gefunden.

Modern, alles auf einer Etage, barrierefrei, neu gestaltet, ungewohnt und mit den vielen Menschen auch ein bisschen wuselig.


Da mussten wir uns erstmal zurechtfinden. Die Kinder gleich in die Kinderbuchabteilung, Tanja (meine Frau) zu den Krimis und Romanen. Ich selbst musste die Abteilung für Theologie und Religion in einer Ecke suchen. 


Viel Weihnachten und wenig Jesu Geburt

Auf dieser Suche bin ich am Weihnachtstisch vorbeigekommen. Weihnachtliche Bücher aller Art: Von Pipi Langstrumpf und Astrid Lindgren über Pettersen und Findus, dem Sams, Harry Potter, Hanni und Nanni, Grinch und vielen mehr. Viel Weihnachten! dachte ich mir. Wenig Christfest. Viel traditionelles. So wie Weihnachten eben für uns geworden ist. Aber wenig von der Geburt Jesu. Das hat mich tatsächlich etwas traurig gestimmt. Und ich wollte auf meiner Suche nach der Theologie schon vom Weihnachtstisch weggehen. Dann dachte ich mir: „Das kann doch nicht sein. Zumindest ein klitzekleine Kinderbibel sollte doch dabei sein!“ Mit diesem Gedanken schaute ich nochmals über die Bücherstapel. 

Und da entdeckte ich das Bild der „Weihnachtsgeschichte“! (4)


Ein gewohnt ungewohntes Bild! 

Gewohnte Figuren konnte ich auf Anhieb erkennen: Maria, Josef, Engel, Hirten, den Stern, die Krippe mit Jesus.

Aber die Darstellung war anders. Ungewohnt! Die Figuren wurden aus Steinen zusammengelegt oder zusammengestellt. Dieses neue Bild hatte mich sofort angesprochen und fasziniert. Dieses Buch musste ich in die Hand nehmen, es aufschlagen und darin blättern. An Ort und Stelle konnte ich mich in diese Bilder und die mir bekannte Erzählung vertiefen. Das Gewusel um mich herum hatte ich gar nicht mehr wahrgenommen. Dann kam Tanja zu mir: „Wo sind die Kinder?“ „Irgendwo dahinten bei der Rutsche!“ 


Ein Geschenk

„Guck mal, das musst du dir unbedingt mal anschauen! Das ist ein wunderbares Buch!“ Mit diese Worten drückte ich ihr das Bilderbuch in die Hand. Und ich glaube, Tanja hat meine Begeisterung gesehen: „Das schenke ich dir!“ 


So verschwand dieses Exemplar in unserem Einkaufsstapel. Die Bücher der Kinder kamen dann noch dazu.


Zuhause habe ich es mir dann noch einmal in aller Ruhe angeschaut. Dabei dachte ich an unser letztes Konfirmandentreffen und die vielen Begriffe und Worte der Evangelienerzählungen von Matthäus und Lukas. Diese Erzählungen stehen übrigens auch hinten als gegliederte Texte im Buch.


Das müsst ihr gesehen haben

Das müsst ihr gesehen haben, dachte ich mir. Und tatsächlich hätte ich euch allen dieses wundervolle Buch gerne geschenkt. Aber auch wenn es nur 14€ kostet, sprengt das natürlich den Rahmen. Also, wie kann ich euch das näherbringen?


Beam me up, Scotti

So, wie mit den drei Filmen von „Gewöhn dich an anders!“. Mit dem Beamer. Nur musste ich die Seiten irgendwie digitalisieren. Das ist grundsätzlich verboten. Und veröffentlichen darf ich diese Bilder keinesfalls. Also habe ich sie mit dem Handy fotografiert und konnte sie so über das Handy und den Beamer zeigen. Ihr habt gemerkt, dass das nicht ganz so einfach gewesen ist. Entweder drehte sich das Bild oder das Handy zeigte nach einiger Zeit den dunklen Bildschirm.


So ganz einfach war das aber nicht

Aber auch unabhängig von den technischen Unzulänglichkeiten war das mit den Bildern gar nicht so einfach. Was für mich eine neue und tolle Darstellung gewesen ist, war für euch eher komisch.


Nur Steine

„Das sind ja nur Steine!“ „Darauf sind ja gar keine Gesichter zu sehen!“ So fielen die ersten Reaktionen aus. Meine Frage: „Was seht ihr?“ löste scheinbar Befremden oder Belustigung aus. Die ungewohnte Darstellung war für euch irgendwie nicht Ernstzunehmen. 


Dicker Stein oder dicker Buch

Als dann das Bild mit der schwangeren Maria kam, wobei die hohe Schwangerschaft durch einen ziemlich dicken Stein dargestellt wurde, Gekicher, Lachen, peinliches Berührtsein. 


Scham? 

Einerseits kann ich das gut nachvollziehen und verstehen. Mit seinem Bild wird auch das Thema „Sexualität“ berührt. So wie bei der Frage nach der „Jungfrauengeburt“ auch. Vielleicht ist das gerade in eurem Alter ein schambehaftetes Thema: Liebe, Zärtlichkeit, Nähe, Vertrauen, sich einem anderen Menschen ganz und gar anzuvertrauen. Vielleicht ist das auch mit Unsicherheit verbunden. Damit noch gar nicht zu wissen, wie sich das „in echt“ anfühlt und vielleicht ist es einem auch „peinlich“, das zu zeigen. 


Und diese ganz persönliche Ebene gehört auch gar nicht in die Öffentlichkeit und auch nicht in unsere Treffen des Konfirmandenunterrichts. 


Auf der anderen Seite ist es aber ein Teil unserer Lebenswirklichkeit und auch ein Teil der biblischen Erzählungen.


Kinder-Garten-Liebe

Natürlich kann ich mich an meine Kindheit und meine Pubertät erinnern. Ich weiß, wie es mir damals ging. Und ich habe auch eine Ahnung davon, dass man gerade in diesen persönlichen Dinge sehr verletzlich ist.


Und ich habe einen Moment einen meiner jetzt längst erwachsenen Söhne gut in Erinnerung. Damals war er drei oder vier Jahre alt. Und im Kindergarten gab es ein ebenso altes Mädchen. Die beiden mochten sich gerne. Irgendwie war das aber auch ein komisches Gefühl. Und eines Tages gab das Mädchen meinem Sohn vor der ganzen Gruppe einen Kuss. Alle haben gelacht! Es wurden tagelang Witze gemacht. Sprüche, die meinen Sohn echt verletzt und wehgetan haben. Er mochte nicht mehr in den Kindergarten gehen. Und er fragte, was er denn tut solle. Wir redeten als Familie darüber. Das tat gut. Aber die Angst blieb. Was also tun? Wir kamen dann auf die Idee, ihm zu sagen: „Wenn dich das nächste Mal jemand ärgert und über dich und den Kuss und die Freundschaft lacht, sage: Du bist ja nur neidisch! Weil du niemanden hast, der dich so mag!“ Vielleicht möchtest du ja auch gerne seinen Kuss bekommen!


Das hatte scheinbar gewirkt! Denn anschließend gab es keinen Ärger und keine Belustigung mehr.


Andere Stimmung

Diese kleine Begebenheit hatte ich euch erzählt. Und scheinbar hatte das Eindruck hinterlassen.

Denn plötzlich war es eine ganz andere Stimmung. Es wurde ein lebendiges und munteres Gespräch und ein ganz anderer Blick auf die Steine, die uns die Menschwerdung Gottes in der Geburt Jesu vor Augen führen wollten.


Diese „klitzekleine“ Veränderung hat mich sehr gefreut. Denn mir ist es wichtig, dass ihr euch mit euren Gedanken und eurem Glaube einbringen könnt. Dass ihr mit euch untereinander, mit mir und auch mit dem Erzählungen über Jesus in Kontakt kommt.


Vielleicht hat diese „Weihnachtsgeschichte“ dann doch ganz anders gewirkt als die vielen vorgelesenen Worte.


Und vielleicht hat sie auch einen anderen Blick auf euer Krippenspiel und die anschließende Probe zu diesem Krippenspiel mit Nils bewirkt. 


In euren Kostümen habt ihr wirklich großartig ausgesehen! Alle Achtung! Auf diesen Heiligen Abend freue ich mich schon riesig!


Anmerkungen:


(1) Kognitiv: Von Lateinisch co-gnoscere - erkennen, erfahren, wieder erkennen, wissen


(2) Von Manipulation: Manipulation in Wikipedia: „Der Begriff Manipulation (latein. Zusammensetzung aus manus ‚Hand‘ und plere ‚füllen‘; wörtlich ‚eine Handvoll (haben), etwas in der Hand haben‘, übertragen: Handgriff, Kunstgriff) bedeutet im eigentlichen Sinne „Handhabung“ und wird in der Technik auch so verwendet. Darüber hinaus ist Manipulation auch ein Begriff aus der Psychologie, Soziologie und Politik und bedeutet die gezielte und verdeckte Einflussnahme, also sämtliche Prozesse, welche auf eine Steuerung des Erlebens und Verhaltens von Einzelnen und Gruppen zielen und diesen verborgen bleiben sollen (Camouflage, Propaganda)."
https://de.wikipedia.org/wiki/Manipulation.


(3) Das Wort Weihnachten benutze ich nicht gerne. Für mich ist es nicht Weihnachten (also eine geweihte Nacht) sondern das Christfest. Die Feier des Geburtstages Jesu.


(4) Die Weihnachtsgeschichte von Patti Rokus, Gabriel Verlag; 3. Edition (7. Oktober 2019), ISBN-10:  3522305450, ISBN-13:  978-3522305457, Preis: 14€ 

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