Aus unserem Gemeindeblatt „Uns Kirch“

Uns Kirch 24 - Christus an der S-Bahn

Christus

Streetart

nahe der S-Bahn Station. Wilhelmsburg

Liebe Leserin,

lieber Leser,


erstens kommt es anders…


…und zweitens als man denkt. Wer kennt diesen Ausspruch nicht!?! Oder sollte man in der Kirche lieber sagen: „Der Mensch denkt und Gott lenkt!“? Wie dem auch sei. In beiden Aussprüchen wird eine zutiefst menschliche Erfahrung zum Ausdruck gebracht. 


Nämlich, dass vieles in unserem Leben unvorhersehbar, unplanbar und unverfügbar ist. Wir sind es gewohnt, Verabredungen zu treffen, Termine zu machen, uns den Frühbucherrabatt für den Urlaub zu sichern, Saat rechtzeitig zu setzen und langfristige zinsgünstige Finanzierungen abzuschließen. Und das ist auch gut so! Wir müssen über die Dinge unseres Lebens bescheid wissen. Wir müssen uns Gedanken machen und möglichst vorausschauend planen. Alles andere wäre gedanken- und rücksichtslos. Oder? 


Manchmal wird mit diesem Sicherheitsdenken aber auch Politik oder Geschäft gemacht. Manchmal wird uns geradezu Angst gemacht und dann eine scheinbar alternativlose Lösung geboten. 


Wie gut, dass es eben doch manchmal anders kommt. Dass unsere Gedanken durchkreuzt werden und Gott uns mit ganz anderen – neuen – Gedanken begeistert! 


Manchmal begegnen mir solche Momente in meinem Leben. Dann werde ich aus dem Alltäglichen und Gewohnten herausgelockt. Dann wird meine Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes gelenkt. Als Beispiel dafür mag dieses Handyfoto einer Christusikone stehen. Ich habe es an der Bahnstrecke kurz hinter dem Bahnhof Wilhelmsburg entdeckt und aufgenommen. 


Neben Street Art und Kritzeleien hätte ich Christus eigentlich nicht erwartet. Auch nicht an einer Bahnstrecke. Aber er ist da. Segnend! Die Bibel mit Alpha und Omega: Anfang und Ende! Fast so als würde er den Vorbeireisenden etwas mit auf den Weg geben wollen! Dieser Christus spricht mich an, reizt mich, lässt mich an- und innehalten. 


Fast so wie zu Pfingsten. Als Gott die Menschen ganz neu begeisterte! Als er sie herauslockte und draußen etwas großartiges zu beobachten war. Stürmische Bewegung. Zungen zerteilt wie von Feuer. Begeisterte Menschen, die einfach zu reden anfingen, weil ihr Herz plötzlich randvoll war. Menschen aus aller Welt, die sich spontan verstanden, obwohl sie in ganz unterschiedliche Sprachen redeten. Dieses große Durch- und Miteinander ließ alle anderen dazu kommen. Einige interessiert, andere schaulustig oder spottend: „Die sind doch alle voll süßen Weins!“ Das kann doch nicht normal sein. Oder? Doch kann es. Und ich glaube, dass genau dafür die Kirche steht: Dass Menschen sich verstehen, so unterschiedlich sie auch sind. Dass sie sich begeistern lassen von der Liebe und der Vergebung Gottes. 


Dass sie sich ansprechen lassen, auch wenn die Sprache fremd klingt. Und dass sie das weitererzählen, was ihnen so wichtig geworden ist, auch wenn es schwer zu beschreiben oder in Worte zu fassen ist. 


So war es damals zu Pfingsten. Menschen ließen sich taufen. Und das war die Geburtsstunde unserer Kirche. Der Geist Gottes, die Begeisterung für die Liebe Gottes ist und seine Menschennähe ist uns sozusagen mit in die Wiege gelegt. Sich davon immer wieder bewegen zu lassen, hält die Kirche jung und am Leben. Und dieser Geist ist unverfügbar! Sie wissen schon, erstens kommt es anders... 


In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Sommerzeit und viele schöne überraschende Begegnungen! 


Ihr Pastor Michael Ostendorf 

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