Aus unserem Gemeindeblatt „Uns Kirch“
5 Brote und 2 Fische
Hafen von Breskens
Künstler: Johnny Beerens
Liebe Leserin,
lieber Leser von UNS KIRCH,
gerne möchte ich erzählen. Erzählen von Ferien und Urlaub, von Bekanntem und Unbekannten, von Spontanem und Geplanten, von Fischen und Broten, von 2, 5 und 12.
Endlich Ferien! Die Kinder kommen nach Hause und legen die Rucksäcke in die Ecke. Ferien. Aber ein bisschen Geduld brauchen sie noch. Es kann erst losgehen, wenn Papa Urlaub hat. Urlaub! Endlich! Nach viel Arbeit und Coronainfektion und deren Folgen. Wieder Durchatmen. Fast drei Wochen Zeit zwischen letztem Gottesdienst und erster Trauung Ende Juli. Für die ersten Tage sollte es wieder in den Harz gehen. Das ist uns vertrautes und schönes Terrain. Die folgende Zeit hatten wir uns frei gehalten. Spontan wollten wir entscheiden. Nach Gefühl und Wetterlage. Wo ist gut Zeltaufschlagen? Was ist mit dem Auto machbar? Sowohl von den Kosten her als auch von der Entfernung. Was könnte spannend werden? Wo wäre überhaupt noch Platz für unser Familienzelt? Ein Plätzchen sollte es noch geben. In Holland. Kurz vor der Belgischen Grenze. Was meint ihr, wollen wir dahin? Holland? Da waren wir nur zweimal auf grenzüberschreitender Stippvisite von Gronau aus. Also, neues wagen. Gebucht.
Ein Mobilheimcampingplatz in Cadzand-Strand direkt hinter den Dünen an der Nordsee. Zeeland. Genauer: Flämisch Zeeland. Vielversprechend. Schnell noch einen Reiseführer und ein Lexikon gekauft und dann konnte die Reise - das Abenteuer - losgehen. Tatsächlich bauten wir unser Zelt zwischen Wohnwagen und Wohnmobilen auf. Das einzige auf dem Platz. Aber Zelten ist einmalig schön! Die erste Nacht mit Meeresrauschen und all den nächtlichen Geräuschen. Und am Morgen von der Sonne aus den Schlafsäcken geschubst. Wo kriegen wir Brötchen her? Wie geht das auf Holländisch? Es geht. Ein paar kurz geübte Brocken haben zu sehr leckeren ofenfrischen Brötchen und Croissants verholfen. Brote sollten uns an diesem ersten Tag noch einmal begegnen. Nach dem Strand wollten wir die nähere Umgebung kennenlernen. Dieses flämische Seeland: Flach, mit Entwässerungsgrachten durchzogen und hoch eingedeicht. Viel Getreide-, Vieh- und Landwirtschaft. Ziel war das kleine Hafenstädten Breskens an der Westerschelde. Und da waren sie zu sehen, die 5 Brote und zwei Fische. Ehemals an einem Speicher der Hafeneinfahrt konnte ich dieses wunderbare Bild als Originalentwurf im Fischereimuseum fotografieren. Das Motiv hatte mich sofort angesprochen. 5 Brote, 2 Fische! War da nicht was? Etwas biblisches? Klar: Die Speisung der 5000! Johnny Beerens, ein Künstler aus Breskens, hatte dieses Werk gestaltet. Und es hing nicht ohne Grund riesig in der Hafeneinfahrt. Brote und Fische. Nahrungsmittel. Erarbeitet. Handel damit getrieben. Wohlstand erworben. Aber damit alle Menschen satt werden können, muss mit Dank geteilt werden! Ein Bild als unausgesprochener Hinweis auf dieses biblische Ereignis, bei am am Ende 12 Körbe voller Brotbrocken übrig geblieben waren. Diese Bild begleitete mich dann durch die Tage in Holland (und Belgien). Und ich habe vielen Gedanken angehangen: Gedanken an den Krieg in der Ukraine, wo Häfen vermient wurden, um die Ausfuhr von Getreide zu verhindern. Gedanken an den daraus resultierenden Hunger in der Welt, wo ich hier für uns so reichlich beim Bäcker auswählen konnte. Gedanken daran, dass wir frei reisen können und andere Menschen in schrecklichen Situationen ausharren müssen. Wo bleiben die 12 Körbe mit den übrigen Brocken? Geben wir ab? Teilen wir dankbar? Tun wir das Notwendige? Auf Schritt und Tritt haben sich mir solche und ähnliche Fragen gestellt. Klimawandel, Hitze und Trockenheit. Meeresverschmutzung durch Plastik, Wohlstandsmüll und Land, das dem Meer abgerungen wurde. Dieser Urlaub hat mich zutiefst bewegt. Das alles hat hier nicht genügend Platz. Als ich mich dann auf den ersten Gottesdienst am 7.Sonntag nach Trinitatis vorbereitete, war der Predigttext Johannes 6,1-15. Die Speisung der 5000! Ausgerechnet. Da sind die Jünger, die meinen, es reiche alles nicht. Da ist der Junge, der 5 Brote und 2 Fische hat und diese abgibt. Da ist Jesus, der dankt und teilt. Da sind die vielen Menschen an Leib und Seele gesättigt. Und dann bleibt so viel mehr zum Teilen übrig! Dankbar teilen! Darin teilt sich uns Jesus mit! Wir haben Anteil daran, wenn wir einen dieser Brocken aufheben und weiterreichen. Diese Gemeinsamkeit der Menschheit auf dieser Erde scheint mir in dem vielen machtvollen egoistischen Agieren verloren zu gehen. Dem möchte ich mich persönlich mit dem Bild von Johnny Beerens und dem dankbaren teilen Jesu entgegenstellen!
Mit herzlichen Grüßen für Gottes reichen Segen
Ihr Michael Ostendorf
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