12 Lebenslauf? Oder: Womit geht die Sache mit Jesus los
Lebenslauf? Oder: Womit geht die Sache mit Jesus los? Matthäus und Lukas greifen also auf das ältere Markusevangelium zurück, das sich selbst aber nicht unbedingt als Lebenslauf Jesu versteht sondern „nur“ von seinem öffentlichen Wirken und seinem Tod am Kreuz berichten will. Diese scheinbare Verkürzung wird von Matthäus und Lukas wohl als Mangel empfunden. Ihr Anspruch ist weitergehend: Sie wollen von Anfang an die weltbewegende Bedeutung Jesu aufzeigen. So stellen sie dem Markusbericht ihre jeweiligen sehr unterschiedlichen Geburtsgeschichten voran. Sicherlich haben beide das Interesse, die Geburt Jesu in Bethlehem zu verorten, weil aus der Stadt Davids der Messias erwartet wurde. Erinnerst du dich an Davids Berufung, von der ich dir im Zusammenhang mit Bartimäus erzählt hatte?
Geburt Jesu nach Matthäus (Sondergut): Die Jungfrau Maria wird vom Heiligen Geist schwanger. Ein Engel erscheint Josef im Traum. Jesus wird in Bethlehem geboren. Weise aus dem Morgenland folgen einem Stern und kommen zuerst nach Jerusalem zu Herodes. Dieser will Jesus und alle männlichen Babies der Umgegend töten lassen. Die Weisen kommen zu Jesus und schenken ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Sie ziehen weiter machen aber einen Umweg um Herodes herum. Josef flieht auf Rat des Engels mit Maria und Jesus nach Ägypten. Nach Herodes ́ Tod kehren sie nach Nazareth zurück. Bei Matthäus ist auffällig, dass viele Texte aus der hebräischen Bibel zitiert und auf Jesus be- zogen werden. In seinem Kommen scheinen sie „erfüllt“!
Geburt Jesu nach Lukas (Sondergut): Lukas kennt eine Vorgeschichte: Mit Elisabeth, die mit Johannes schwanger ist und ihrer Verwandten Maria, die mit Jesus schwanger ist, was ihr – der Jungfrau - auch vorher durch den Engel Gabriel verkündet worden war. Nach Johannes ́ Geburt beginnt die Erzählung von Jesu Geburt mit den Worten: „Es begab sich zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war!“ Diese Sätze werden wohl in wirklich jedem Krippenspiel zitiert. Josef und Maria ziehen von Nazareth nach Betlehem, in die Geburtsstadt Josefs und auch Davids. Dort finden sie keine Bleibe. Jesus wird geboren und in die Futterkrippe eines Stalls gelegt. Engel erscheinen in dieser Nacht den Hirten, die in der Nähe bei ihren Herden lagern. Sie verkünden ihnen als erste die Nachricht von der Geburt Jesu, des Heilandes! Die Hirten gehen zum Stall sehen alles und danken Gott. Am 8. Tag wird Jesus beschnitten98 und später – am 40. Tag - im Tempel vorgestellt und das Reinigungsopfer99 vollzogen. Im 13. Lebensjahr erlebt er wahrscheinlich seine Bar Mitzwa am Jerusalemer Tempel.
Ganz unterschiedlich und legendarisch sind die beiden Darstellungen der Ereignisse um die Geburt Jesu. In der allgemeinen Wahrnehmung werden die Unterschiede aber meist gar nicht gesehen. Oder es wird versucht sie zu vereinheitlichen.
Krippenspiel: Am Heiligen Abend gibt es in Kirchen oft ein Krippenspiel. Also eine schauspielerische Darstellung der Geburtserzählungen Jesu. Dabei werden das Matthäus- und Lukasevangelium meist zusammen gebracht, so dass sich dann am Heiligen Abend alle um das Jesuskind versammeln: Maria und Josef, der Stern, die Hirten, die Weisen aus dem Morgenland, die Engel, Ochs und Esel, Heu und Stroh, usw.
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