Hamburg um 1800: Lexikon

Rautenberg als Kandidat

„Allgemeines historisch - statistisch - geographisches Handlungs-Post- und Zeitungs-Lexikon für Geschäftsmänner, Handelsleute, Reisende und Zeitungsleser“ 

Quelle: google books

Rautenberg als Kandidat

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Rautenberg als Kandidat

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In diesem Lexikon aus dem Jahr 1805 habe ich folgendes über Hamburg erfahren. 


Ich zitiere ausschnittweise. Hervorhebungen von mir.


„Hamburg, freie Reichsstadt…an einer Lage, in welcher allein eine Handelsstadt groß werden, und der Beständigkeit ihrer Handlung sicher seyn kann. Sie behauptet auch unter den europäischen Handelsstädten nach London und (dem alten) Amsterdam den dritten Rang, und ist nach ihrer Bevölkerung und ihrem Reichtum die dritte Stadt in Deutschland, und in Ansehung ihres Gewerbes unstreitig die erste im Deutschen Reiche. 


Sie wird in Alt- und Neustadt eingetheilt. Ihr Äusseres entspricht der Erwartung nicht, da sie nach alter hanseatischer Art gebaut ist, schmale und dunkle Gassen hat. Ursprünglich waren viele Theile der Altstadt Sande und Inseln zwischen kleinen Armen der Elbe, wo sich wegen Handlung und Schifffahrt so viele, wo möglich, nahe am Wasser anbauten, und auf diese Weise größtentheils Krümmungen der Gassen, wie die Flussarme waren, entstanden. Die später angebauten Theile der Stadt sind meistens besser, und ist eine Art der Vorstadt, nahe an Altona, wovon sie nur durch einen schmalen Graben getrennt ist, welcher zugleich die Grenze bestimmt….


…Im Verhältnis ihrer Größe (auf 56,879,000 hamb. Fuß) ist die Stadt ungemein bevölkert; denn in einigen Teilen, die außerordentlich dicht bebauet sind, wohnt eine große Zahl Familien gedrängt aufeinander. Man rechnet die Zahl der Einw. mit Einschluß von 7000 Juden (nach Rambach) 111,300 in 18000 Häusern. 


Die Anzahl der Gestorbenen ist jährlich größer, als die der Geborenen, wie 12:10; die unehelichen Kinder verhalten sich zu den ehelichen, wie 1:9. Die fremden Religionsverwandten schäzt man ungefähr auf 2000 Katholiken und Mennoniten, 4000 franz. und deutsch Reformierte, und 7000 Juden…


…In der Alt- und Neustadt sind 5 Pfarrkirchen und außer diesen noch 5 Nebenkirchen, worunter die Michaeliskirche die schönste ist, und meistens besser und geräumiger, wenn auch eben nicht regelmäßig (nicht einmal ein öffentlichen Platz ist regelmäßig). Zu Ende des vorherigen Jahrhunderts wurde die Neustadt stärker angebaut, und mit Festungswerken (nach alter holländischer Art) eingeschlossen…


…Die Vorstadt St.Georg ist sehr weitläufig, hat viele Bürgerhäuser und Gärten und eine eigene Pfarrkirche, in welche auch der Stadt-Deich, ein starker Elbdamm, der von der Stadt an in einer beträchtlichen Strecke mit Städtchen und zur bürgerlichen Nahrung eingerichteten, zum Theil auch mit schönen Gebäuden besetzt ist, pfarret. Der Hamburgerberg ist eine der schönsten, der über anderthalb Millionen Thaler gekostet hat;…


…die neue Börsenhalle gehört jetzt unter die geschmackvollsten öffentlichen Gebäude einer deutschen Stadt. Das Waisenhaus, welches seine eigene Kirche, Prediger und Katecheten hat, zeichnet sich auch vorteilhaft aus. Das Zucht- und Arbeitshaus ist gleichfalls eine der nützlichen Anstalten. Der sogenannte Pesthof liegt ausserhalb der Stadt, hat seine eigene Kirche und Prediger…


…Ausser diesem gibt es noch an Armenanstalten das Hospital St.Hiob, das St.Georg, zum heil. Geist, das Gasthaus und das Schifferarmenhaus. Im Pockenhause werden Penerisch-Kranke umsonst kuriert; im Spinnhause haben ihren Unterhalt lüderliche Weibspersonen u.d.m. Und noch gibt es viele freie Wohnungen für Arme, Armenschulen und Privatstiftungen für Armen…


…Die hiesige (1619 errichtete) Bank ist eine Giro-Bank, nimmt Barren Silber und nur schwere konstitutionsmäßige Speciesthaler an, und hat das Zutrauen des ganzen Handels Europas; es wird aber keinem Fremden, der nicht Bürger und der Stadt mit Eid und Pflicht verwandt ist, eine Bankfolie verstattet…


…Diese Bank ist die Seele des Heiligen Handels, die einzige ihrer Art, auch wird sie für die sicherste von allen gehalten, und verschafft der ganzen deutschen-Handlung große Vortheile…


…Die hiesige Bank unterhält auch beständig einen Vorrath von Getreide, woraus die Garnison und der Armut das Roggenmehl etwas unter dem Marktpreise überlassen wird…


…Die große Stadt- oder St.Johannis-Schule ist vortrefflich. Außer den öffentlichen Schulen, deren jede Pfarrkirche eine hat, ist an der St.Michaeliskirche noch eine öffentliche lateinische Schule…


…Das Gewerbe der Einwohner entsteht vornehmlich aus der großen Schifffahrt und Handlung. Die Manufakturen machen nächst dieser einen wichtigen Gewerbszweig aus. Die Brauerei war in älteren Zeiten äußerst wichtig, allein jetzt bestehet sie nur durch die eigne Konsumtion in der Stadt und auf dem Gebiet - nach Frankreich, besonders nach Bourdeaux wurde immer noch viel Hamburger Bier versandt…


…Das Sinken der verschiedenen sonst so sehr florierenden Gewerbe schreibt sich von dem Verbot der Einfuhre, welches mehrere Staaten nach und nach ergehen ließen…


…Die Zuckerraffinerien sind unstreitig die wichtigsten Manufacturanlagen in Hamburg, und veranlassen einem ansehnlichen Handel. Man rechnet deren 307 ohne die Schaumsiedereien…


…Die vornehmsten Zweige sind Commissions- und Zwischenhandel, welche beide beständig nach dem Verhältnis, in welchem die europäischen Mächte unter einander stehen, und bei einer Konkurrenz außerordentlich vieler, ungemein veränderlich sind…


…Was diesen Handel so sehr belebt, sind die auf Verträge gegründeten Freiheiten, die auf keine Weise hier beschränkt werden, die weitesten und vortheilhaftesten Verordnungen und Anstalten zum Besten der Handlung in seinem Wechselrecht, Seerecht, der Bank, Assekuranzordnung, den Zöllen, Häfen, Elbanstalten…


…Die eigene Schifffahrt ist beträchtlich, und Hamburg hatte z.B. im Jahr 1787, 159 eigene Seeschiffe…


…Im Jahre 1795 kamen in Hamburg überhaupt 2107 größere Schiffe an, worunter 664 dänische, 323 englische, 178 schwedische, 108 preußische, 56 holländische, 236 amerikanische und 32 bremische waren…“


Quelle: Allgemeines historisch - statistisch - geographisches Handlungs-Post- und Zeitungs-Lexikon für Geschäftsmänner, Handelsleute, Reisende und Zeitungsleser, Erfurt 1805, Seite 754ff