Johann Wilhelm
Rautenberg
1.3.1791-1.3.1865
Louis Asher, Nach der Natur auf Stein, 1828, Johann Wilhelm Rautenberg, 1.Joh.5,4.5, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
Quelle: Wikipedia
Heinrich Matthias Sengelmann
25.5.1821-3.2.1899
Otto Speckter, 1858, H. Sengelmann Prediger zu St.Michaelis vormals Pastor zu Moorfleth, Hebr.13,14, Druck d. Lith. Inst. v. Ch. Fuchs, Hamburg,
Quelle: Wikipedia
Promotionsschrift
„Das Buch von den sieben weisen Meistern“
Quelle: Verlag Johann Friedrich Lippert, Halle, 1842
Die „Moorfleet-Rautenberg-Sengelmann-Beziehung“
Der in Moorfleet, an der Sandwisch 21, am 1.3.1791 geborene Bäckerssohn Johann Wilhelm Rautenberg, flieht 1813 vor den Franzosen über Altona nach Kiel.
Sein Vater, Christian Friedrich Rautenberg, kam ursprünglich aus Werben. Er überquerte bei Hoopte/Zollenspieker die Elbe. In Hamburg arbeitete er an verschiedenen Orten als Bäcker. In Moorfleet übernahm er, am 9.10.1758, die Bäckerei, Sandwisch 21, und heiratete die Bäckerswitwe. Als diese starb, heiratete er die deutlich jüngere Gesche Heitmann aus Curslack. Beide hatten 12 gemeinsame Kinder, wovon Johann Wilhelm das jüngste war.
Er wuchs in Moorfleet auf. Liebte die Natur und das nahe gelegene Brack, wo er oft verträumt unten den großen Lindenbäume saß. Früh hatte er musische Talente. Er wollte Lehrer oder Organist werden. Der sehnlichste Wunsch, Pastor zu werden, schien ihm viel zu weit entfernt.
1808 starb Rautenbergs Vater. Die Bäckerei wurde schon am 3.7.1806 von Christian Friedrich jun., dem älteren Bruder Rautenbergs, übernommen. Später, am 2.5.1818, kaufte dieser das Haus Moorfleeter Deich 97 und richtete dort die Backstube ein.
Weihnachten 1810 erlaubte seine verwitwete Mutter ihm, als fast 20jährigen, das Johanneum zu besuchen. Dort fand er in Direktor Johann Gottfried Gurlitt einen großen Förderer.
Rautenberg studiert in Kiel bei Twesten, der ihn zum Glauben bringt, und in Berlin bei Schleiermacher, der ihn tief beeindruckt. Nebenbei ist er immer wieder als Hauslehrer angestellt.
Nach seiner Rückkehr wird er 1820 Pastor in der hamburger Vorstadt St.Georg.
Am 13.3.1821 heiratet er Johanna Elisabeth Duncker. Sie ist Tochter eines Hamburger Schiffsreeders und Versicherungskaufmanns. Zusammen haben sie Rautenbergs 6 Kinder.
In St.Georg eröffnet Rautenberg zusammen mit J.G.Oncken am 9.1.1825 eine Sonntagsschule.
Er prägt das Gemeindeleben sowie das soziale Engagement der Menschen vor Ort durch Predigten und insbesondere durch Hausbesuche über 45 Jahre lang.
Unter anderen sind J.H.Wichern (Rauhes Haus), H.M.Sengelmann (Alsterdorfer Anstalten), E.Averdieck (Bethesda-Krankenhaus Bergedorf) und A.Sieveking (Amalienstift) als Lehrkräfte an Rautenbergs Schule tätig.
Am 1.3.1865 stirbt Rautenberg an seinem 74.Geburtstag und wurde in St.Georg beigesetzt.
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Heinrich Matthias Sengelmann wird am 25.5.1821 am hamburger Schweinemarkt geboren. Sein Vater kam als Viehhändler aus Stapelfeld nach Hamburg und übernahm am Schweinemarkt eine Gastwirtschaft. Dort, in der Gaststube, verbrachte Sengelmann seine Kindheit.
Seine Mutter, Margaretha Dorothea Johanna Sengelmann geb. Freundt, eine fromme Frau, ging gerne zu den Predigten Rautenbergs nach St.Georg und nicht in ihre Pfarrkirche St.Jacobi. Rautenberg war der Familie Sengelmann persönlich vertraut. Die Mutter engagierte sich auch im Gemeindeleben und in der Armenfürsorge. Zu gerne hätte sie gesehen, dass ihr Sohn, Heinrich Matthias, auch so ein Pastor wie Rautenberg werden - und öffentliche Reden bzw. Predigten - halten würde.
Er wird ebenso wie Rautenberg von J.G.Gurlitt, dem Direktor des Johanneums, gefördert.
Er studiert in Leipzig und Halle/Saale. Besonders ist er von August Tholuck beeindruckt. Er promoviert und übersetzt Schriften in altorientalischen Sprachen.
Zurück in Hamburg, lehrt er u.a. an Rautenbergs Schule und verfolgt dann doch die Pastorenlaufbahn. Er freundet sich mit Pastor Gurlitt in Billwerder an. Vertritt ihn und andere oft beim Predigen. Eine kleine Predigtgemeinde folgt ihm in die verschiedenen Kirchen.
Er überansprucht seine Stimme und muss 1844 zur Kur nach Bad Ems. Dort trifft er seine erste Frau, Anna Sophia Adele von Saß, mit der er sich verlobt und 1846 auf der Insel Oesel heiratet.
Sengelmann wird im selben Jahr Pastor in Moorfleet.
Die Sengelmanns bekommen, nach einigen Fehlgeburten, 1849 einen Sohn: Gustav. Dieser wird nur knapp 9 Monate alt. Er wird auf dem Friedhof in Moorfleet beerdigt.
Im Moorfleeter Pastorat gründet Sengelmann 1850 eine „Christliche Arbeitsschule“ mit zuerst 4 Jungen. Die Schule wächst und zieht in eine Kirchenkate der Gemeinde um.
Am 2.3.1852 hat Sengelmann das Haus Sandwisch 25 käuflich erworben.
Sengelmann wird 1852 als 3. Diakon an St.Michaelis berufen. Da der nachfolgende Pastor in Moorfleet die Schule nicht weiterführen möchte, wandelt Sengelmann die christliche Arbeitsschule 1853 zum „Nikolaistift“ um und zieht damit in das ehemalige Haus der Familie Rautenberg , Sandwisch 25, das Rautenbergs Bruder, Christian Friedrich, 26.10.1822 gekauft hatte.
1858 stirbt Sengelmanns Frau, Anna Sophia Adele. Sie wird neben ihrem Sohn Gustav in Moorfleet beigesetzt.
1859 heiratet Sengelmann Jane (Jenny) Elisabeth von Ahsen. Sie ist die Tochter seines Pastoren-Kollegen an St.Michaelis.
1860 verlegt Sengelmann das Nikolaistift nach Alsterdorf, wo er zuvor ein großes ländliches Anwesen gekauft hatte. Das Stift wächst.
1867 verläßt Sengelmann St.Michaelis und gibt seine pastorale Tätigkeit ganz auf, um sich ganz und gar für die ehrenamtliche Leitung der „Alsterdorfer Anstalten“ einsetzen zu können.
Am 3.2.1899 ist Heinrich Matthias Sengelmann gestorben und hat seine letzte Ruhe bei seiner ersten Frau und seinem Sohn gefunden.
1913 stirbt Jenny Sengelmann. Auch sie liegt im Familiengrab der Sengelmanns in Moorfleet.
Mit diesen Rahmendaten war ich vertraut. Nun bin ich trotz der Kürze der Zeit tief eingetaucht. Eingetaucht in das damalige Leben. Eingetaucht in die damaligen gesellschaftlichen Umstände. Eingetaucht in die vielen Dokumente, Texte und Bücher.
Einiges davon wurde mir dankenswerterweise von Simone Vollstädt und Gerd Hoffmann bereit gestellt. Anderes konnte ich im Internet finden oder auf meinen Wegen aufspüren und fotografieren.