Heinrich Matthias Sengelmann
Quelle: 100 Jahre Alsterdorfer Anstalten; Briefe und Bilder aus Alsterdorf, Festschrift zur 100-Jahrfeier der Alsterdorfer Anstalten am 17.9.1950
Heinrich Matthias Sengelmann
Quelle: 100 Jahre Alsterdorfer Anstalten; Briefe und Bilder aus Alsterdorf, Festschrift zur 100-Jahrfeier der Alsterdorfer Anstalten am 17.9.1950
Die Moorfleeter Leerstelle 1846
Gerne möchte ich mich Heinrich Matthias Sengelmann annähern. Die gefundenen Puzzleteile zusammensetzen. Dabei möchte ich mit zwei Zitaten aus Festschriften aus Alsterdorf beginnen.
1950: Festschrift 100 Jahre Alsterdorfer Anstalten:
„Wer ist das?“
„Irgendein Bürger, der behaglich beim Kaffee sitzt.“
„Nein, das ist nicht irgendeiner. Das ist der Pastor D. Dr.Heinrich Matthias Sengelmann.“
„Also ein ganz Gelehrter? Ehrendoktor der Theologie? Ein Wissenschaftler?“
„Das ist schon richtig, aber ich weiß nachmehr von ihm. Das ist der Blödenvater Sengelmann, der Gründer der Alsterdorfer Anstalten, die jetzt genau einhundert Jahre bestehen.“
„Der Alsterdorfer Anstalten! Schade, daß wir uns nicht mehr zu ihm setzen und mit ihm über das alles sprechen können.“
„Aber ich mache einen Vorschlag. Wir lesen einen Brief, den alle die, die jetzt in den Anstalten arbeiten, an einen Freund der Anstalten geschrieben haben. Wir stellen uns dabei D. Sengelmanns kluges, gütiges und doch energisches Gesicht vor, dann wird es manchmal sein, als spräche er zu uns. Es ist ein langer Brief. Er ist inhaltsschwer, denn in ihm sind hundert Jahre enthalten, voller Arbeit, voller Sorgen, voller Freude und - voll Glaubens.“
Quelle: 10 Jahre Alsterdorfer Anstalten; Briefe und Bilder aus Alsterdorf, Festschrift zur 100-Jahrfeier der Alsterdorfer Anstalten am 17.9.1950
Mit dieser Einleitung beginnt die Festschrift zu 100 Jahre Alsterdorfer Anstalten. Den wir die ganze Geschichte Sengelmanns entfaltet. Oft kommt er dabei selbst in Zitaten zur Sprache.
Einerseits scheint vieles über Sengelmann bekannt zu sein. Dennoch scheint er irgendwie in „Vergessenheit“ geraten zu sein.
Er merkwürdiger Widerspruch. Sengelmann nur für Insider?
Im Grußwort der Festschrift, das Landesbischof und Vorstandsvorsitzender der Alsterdorfer Anstalten D. Dr. Schöffel verfaßt hatte, steht:
„Ich versage es mir absichtlich, die Gründungsgeschichte durch Pastor Dr. Sengelmann zu wiederholen; sie ist gerade in den letzten Jahren mehrere Male eindringlich geschildert worden. Ich möchte die Gegenwart reden lassen und will nur danken…“
1971: Hundertfünfzigster Geburtstag D. Dr. Heinrich M. Sengelmanns:
Nur 21 Jahre später, anläßlich des 150. Geburtstages D. Dr. Sengelmanns, stellt der Direktor der Alsterdorfer Anstalten, Pastor Hans-Georg Schmidt, folgendes fest:
„Wenn man heute, verehrte Leser, nach den bedeutendsten Männern und Frauen fragt, die die Geschichte der Diakonie im vergangenen Jahrhundert geprägt haben, dann werden auf jeden Fall die Namen Johann Hinrich Wichern und Friedrich von Bodelschwingh fallen.
Bei denjenigen, die eine gewissen Kenntnis der Sachzusammenhänge haben und nicht nur danach gehen, was zur Allgemeinbildung gehört, dürfte der Name Amalie Sieveking noch eine gewisse Rolle spielen. Aber damit ist leider das Repertoire des Wissens schon fast erschöpft. Wer weiß schon etwas zu sagen von Heinrich Matthias Sengelmann, dem Begründer der Alsterdorfer Anstalten?
Dabei ist dieser Mann, dessen Geburtstag im Mai dieses Jahres sich zum 150. Male jährt und dem die diesjährige Ausgabe der ´Briefe und Bilder´ gilt, auf Grund seiner umfassenden Bildung und erst recht auf Grund der theologischen und praktischen Studien und Beiträge zum Thema Diakonie einer der bedeutendsten Vertreter der Inneren Mission in Deutschlande!
Man kann Heinrich Matthias Sengelmann mit Fug und Recht, aber auch mit innerlichem Schmerz als ´einen vergessenen Vater der Inneren Mission´ bezeichnen.
Das war nicht immer so. In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war sein Name in Deutschland ein Begriff, und man sprach geradezu von einem ´Dreigestirn´ Wichern-Bodelschwingh-Sengelmann.
Es ist bis heute nicht hinreichend geklärt, bedarf aber natürlich der Klärung, warum Sengelmanns Bedeutung bei uns verblaßte und sein Name lediglich noch in Hamburger interessierten Kreisen geläufig ist.
Ich bin aber überzeugt davon, daß man ´das Werk dieses profunden und weinschauenden Theologen und Praktikers der Diakonie einmal wieder sehr hoch auf den Leuchter heben wird, weil sonst große Schätze des Wissens uns und unseren Nachkommen verlorenzugehen drohen.“
Quelle: 150. Geburtstag, Briefe und Bilder aus Alsterdorf, 1971, Seite 2+3