Hamburg um 1800: Skizze

Das 18. sowie das 19. Jahrhundert machen auf mich den Eindruck von viel Bewegung, Umbruch, Positionsbestimmung und Neuorientierung. 


In Europa gab es einen regen Austausch. Es wurde viel gereist und es gab einen regen Handel. Gerade die Kolonialmächte brachten Waren aus Übersee mit, die das Leben auch in Hamburg mitbestimmten. 


Die Menschen standen in Beziehung. Es wurde sich ausgetauscht. Ausbildungen im Ausland waren keine Seltenheit. Die Händler schicken ihre Nachfolger gerne nach London, Paris, Bordeaux oder auch nach Kopenhagen. Die Theologen studierten in Kiel, Berlin, Leipzig, Erlangen, Halle/Saale, Tübingen, Marburg und vielen anderen Städten. 


Dabei waren aber meist nicht die Orte sondern die lehrenden Professoren ausschlaggebend und prägend. Es ging um die Richtung: Aufgeklärt-rationalistisch oder pietistisch-erweckt beziehungsweise lutherisch-orthodox. So kann die verschiedenen Tendenzen ganz grob zusammenfassen.


Und es gab ein Netzwerk von Förderern, Mäzenen, geistigen und geistlichen Begleitern, durch Heirat neue familiäre Beziehungen. Kunst, Kultur, Handel, Religion, politische Aristokratie und Wissenschaft hatten einen intensiven Austausch und gegenseitigen Einfluss. Um vieles musste gerungen und gestritten werden. 


Diese Entwicklungen hatten aber auch immer eine Folge. Der städtische Reichtum der Händler in Hamburg führte beispielsweise zu einer starken Bevölkerungsentwicklung. Die Stadt brauchte immer wieder neuen Raum und musste sich entwickeln. Grenzen verschoben sich immer wieder. Land wurde seitens der Stadt aufgekauft. Die nahen Dörfer wurde als Ausflugsziele entdeckt. Wer es sich leisten konnte, kaufte ein Anwesen im Grünen, oder auch einen romantischen Platz für das eigene Begräbnis.


Und die Kehrseite des Reichtums war andererseits große Armut. Die aufkommende Industrialisierung verstärkte diese Entwicklung. Gerade in Hamburg war die Umgang mit den Armen, den Witwen und Waisen  immer wieder im Gespräch und Anlass zum Handeln. 


Es fällt auf, dass es schon früh Stiftungen gemacht worden sind. Sowohl von einzelnen Stifterinnen und Stiftern als auch durch die Bürgerschaft angeregt. Armen-, Witwen- und Waisenhäuser wurden eingerichtet. Schulen gegründet. Arbeits-, Spinn- und Zuchthäuser dienten der Bestrafung aber auch der sinnvollen Tätigkeit der Menschen, die gesellschaftlich am Rande standen, ausgegrenzt waren und straffällig geworden waren. 


Die großen Epidemien mussten bewältigt werden. Hospitäler wurden gegründet. Die vielen Verstorbenen mussten begraben werden. Dafür reichte der Platz auf den innerstädtischen Kirch-Friedhöfen nicht aus. 


Die Versorgung der vielen Menschen mit Wohnraum, Lebensmitteln, frischem Wasser und der Möglichkeit sich zu waschen, war schwierig. Im Hamburger Gängeviertel lebten die Menschen auf engstem Raum. 


Und auffällig ist auch, dass vieles dokumentiert und aufgeschrieben worden ist. Listen und Verzeichnisse, amtliche Aufzeichnungen, Kirchenbücher, Rechnungen, Verträge, Gesetze und Verordnungen, Landkarten und Stadtpläne von wurden zu Papier gebracht. Personen wurden skizziert und gemalt.


Der gesellschaftliche Aufbruch in Folge der Aufklärung scheint mir überall spürbar zu sein. Die vielen Informationen sollten verfügbar gemacht werden. Wissenschaft sollte allgemein zugänglich sein. Es musste gedolmetscht werden. Das Erlernen von Sprachen gehörte unbedingt dazu.


Der Austausch erfolgte per Brief. Tagebuchaufzeichnungen geben Einblick in die jeweils persönliche Verfassung aber auch über die zeitgeschichtliche Situation. 


War in Luthers Zeiten der Buchdruck und - somit das Buch - das neue Medium, so war es später das Aufkommen von Zeitungen und Zeitschriften. 


Große Lexika sammeln und sortieren vieles und geben den Dingen und Ereignisse Struktur.


Das politische Ringen um Vormachtstellung  der Großmächte ist auch in der Geschichte Hamburg immer wieder von Bedeutung. Die Grenzen sind nah. Altona ist lange Zeit dänisch. Im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert ist es die Expansionspolitik Napoleons, die folgenreich ist.


Diese grobe persönliche Skizze habe ich für mich nach der Sichtung meiner Rautenberg-Sengelmann-Sammlung verfasst. Denn je mehr ich mich mit diesen beiden Persönlichkeiten befasst habe, desto mehr wurden die Daten und Informationen. Es war mir kaum möglich, den Überblick zu behalten. 


Die familiären und persönlichen Beziehungen habe ich einer großen Tabelle überblickshalber zusammengetragen. Dabei wurden die vielen Kontakte und die Vernetzungen erkennbar. 


In diese Zeit und ihre Umstände hinein gehören Johann Wilhelm Rautenberg und Heinrich Matthias Sengelmann.