Stadtmissionar Heinrich Irwahn

Rautenberg als Kandidat

Jünglingsverein „Deich Hammerbrook von 1875“ Adresse: Vieländerstraße 3

Quelle: sub.uni-hamburg

Rautenberg als Kandidat

Witwe Irwahn, Adresse 1929

Quelle: sub.uni-hamburg

Rautenberg als Kandidat

Witwe Irwahn, Adresse 1927

Quelle: sub.uni-hamburg

Rautenberg als Kandidat

Ehemaliges Grabmahl von Heinrich Irwahn

Handyfoto: Michael Ostendorf

Rautenberg als Kandidat

Ehemaliges Grabmahl von Heinrich Irwahn

Handyfoto: Michael Ostendorf

Rautenberg als Kandidat

Ehemaliges Grabmahl von Heinrich Irwahn

Handyfoto: Michael Ostendorf

Rautenberg als Kandidat

Ehemaliges Grabmahl von Heinrich Irwahn

Handyfoto: Michael Ostendorf

Rautenberg als Kandidat

Ehemaliges Grabmahl von Heinrich Irwahn

Handyfoto: Michael Ostendorf

A. H. G. Irwahn (11.9.1835-10.9.1892)


Heinrich Irwahn, war seit 1862 Stadtmissionar in Hammerbrook und Rothenburgsort. 1892 ist er an der Cholera verstorben.


Gründer des Jünglingsvereins: „Deich Hammerbrook von 1875“

A. Heinrich G. Irwahn gehörte zu den Stadtmissionaren des Rauhen Hauses.


Über ihn ist folgendes zu finden:


„Irrtümlich: „Irrwahn“. Heinrich IRWAHN wohnte 1870 Alexanderstrasse 6, unmittelbar neben der Stiftskapelle St. Georg und galt als unbequem, eigenwillig bis unbotmäßig gegenüber dem Verwaltungsausschuss. Als sein langjähriger Sponsor starb, wurde ihm eine Sondersammlung für diesen geneideten Gehaltsaufschlag verweigert. Er fiel auf das für seine Familiensituation unzureichende Normalgehalt zurück.“


„…Verheiratet, lange Zeit privat gesponsert, galt als erfolgreich, dabei selbstherrlich und auch einmal unbotmäßig. Als die Sponsorin starb, wollte der Distriktverein von St. Georg für ihn sammeln, damit er nicht auf das Grundgehalt zurückfallen müsse; dies lehnte der Verwaltungsausschuss ab.“


Quelle: Kommentierter Datenatlas zur deutschen Sonntagsschulgeschichte und zur Frühgeschichte der Inneren Mission, Teil II Material, Thomas Höring, Seite 150, 492


Iris Hamel erwähnt den Namen Irwahn in ihrem Buch „Völkischer Verband und nationale Gewerkschaft“ des Öfteren.


Dabei geht es meist um Johannes Irwahn, des Sohnes von Heinrich Irwahn. Johannes war in Hamburg mit der Gründung antisemitischer Vereine verbunden. Auch sein Vater, Heinrich, war ein Gegner der Sozialdemokratie und des Liberalismus.


„In Hamburg fand Stöckers erstes Auftreten in der Eiskeller-Versammlung bereits Beachtung. Verschiedene Zeitungen berichteten über die Berliner Vorgänge, unter anderem der evangelische ´Reichsbote´, dessen Hamburger Leser bald darauf eine Arbeitsgemeinschaft bildeten, ohne allerdings in persönlichen Kontakt zu Stoecker zu treten. Der Arbeitsgemeinschaft gehörten auch die Mitglieder des ´Deich-Hammerbrook Jünglingsvereins´ an. Sein Vorsitzender war der aus dem ´Rauhen Hause´  Wicherns hervorgegangene Stadtmissionar Irwahn, der als Geistlicher in Hamburg-Rothenburgsort wirkte, einem Stadtteil, dessen Arbeiterbevölkerung vorwiegend sozialdemokratisch eingestellt war. Irwahn wollte sie durch eine christlichsoziale Politik für Kaiser und Reich zurückgewinnen und stand damit vor ähnlichen Problemen wie Stoecker in Berlin. 


Sein Sohn Johannes schilderte der Stadtmissionar folgendermaßen:


´Mein Vater war ein leidenschaftlicher und sehr temperamentvoller Politiker. Das verleugnetet sich auch nicht in den von ihm geleiteten religiösen Vereinen. Der von ihm geführte evangelische Männerverein konnte beinahe als eine Kampftruppe gegen Sozialdemokratie und Liberalismus angesehen werden, und auch im Jünglingsverein schlugen recht starke politische Wellen.´…


…´Hier wurden wir alle zu Judengegnern´ überlieferte Irwahn, denn als die Judenfrage nicht mehr aus den Reden Stöckers verschwand, nahm sie auch in den Versammlungen des Jünglingsvereins einen breiten Raum ein, ´bot sie doch dem nationalen Empfinden der jungen Leute viel leichter eingehende Nahrung als die bisherigen Erörterungen über soziale Fragen.´“


Quelle: Iris Hamel, Völkischer Verband und nationale Gewerkschaft, Der Deutsch-nationale Handlungsgehilfen-Verband 1893-1933, in: Veröffentlichungen der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg, Band IV, Europäische Verlagsanstalt, 1967, Seite 44 und 45


„Der Stadtmissionar Irwahn und der um ihn versammelte Kreis junger Menschen waren von Stoecker stark beeinflußt. Sie standen zudem in ständigem Gedankenaustausch mit Marr, von dem vor allem Raab programmiert worden war. Der Kern der Gründungsmannschaft des DHV kam aus diesen Kreisen.“


Quelle: Werner Mosse, Juden im Wilhelminischen Deutschland, 1890-1914, Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts 33, Mohr Siebeck, 2. Auflage 1998, Seite 140


1893 hatten zudem auch aus Hohenfelde stammende junge Angestellte den Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verein, DHV, gegründet – zunächst mit dem vorherrschenden Zweck,„dem Eindringen der Socialdemokratie in den Stand der Handlungsgehilfen entgegenzuarbeiten“. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten der Porzellanmaler und Kaufmann Friedrich „Fritz“ Raab, ein Wortführer des Antisemitischen Wahlvereins von 1890 in Hamburg, sowie Johannes Irwahn, der aus dem antisemitisch-protestantischen Milieu um den Berliner Theologen Adolf Stoecker stammte. Mitglied konnte „jeder unbescholtene Handlungsgehülfe werden, jedoch sind Juden und nachweislich von Juden abstammende Personen von der Aufnahme ausgeschlossen“. Frauen waren ebenfalls ausgeschlossen, denn die männlichen Angestellten sahen sie als Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, weshalb der DHV auch die Frauenarbeit im kaufmännischen Bereich deutlich beschränken wollte. 


Quelle: Hohenfelde, Hamburgs Stadtteil Hohenfelde in der NS-Zeit, Frauke Steinhäuser: https://www.hamburg.de/clp/dabeigewesene-dokumente/clp1/ns-dabeigewesene/onepage.php?BIOID=797&strasse=4639


Einen kleinen Eindruck seiner Haltung kann man hier bekommen:


„Der Stadtmissionar Heinrich Irwahn etwa echauffierte sich 1892: ´Es wird mit jedem jähr schlimmer, eine Gaunerbande löst die andere ab. Die Jungen Leute stürzen von einem Ort der Lust an den anderen. Sie sehen die Alster Regatta, eilen dann auf das Heiligengeistfeld, wo sich Indianer sehen lassen, von da in den Zirkus oder in eine Konzert, in welchem niedrige Komiker ihr Wesen treiben. Die an einem Nachmittage 4-5 M. Ausgeben sind die solidesten. Was können wir mit unserer ernsten, stillen, schlichten Arbeit ausrichten gegenüber den sonntäglichen Völkerwanderungen! Auch die Vereine wetteifern, das Volk in einem Festtaumel zu verderben. Turnfeste, Kegeltage, Ruderklubs und alle Arten Sport sind nur verschiedene Formen für die Jagd nach dem Vergnügen.´“


Quelle: Fliegend Blätter 1892, S.444. Zitiert nach: Johannes Richter, Gute Kinder schlechter Eltern, Familienleben, Jugendfürsorge und Sorgerechtsentzug in Hamburg, 1884-1914, VS Research, 2011, Seite 153


Das Grab des Stadtmissionars, Heinrich Irwahn, befand sich auf dem Moorfleeter Friedhof. Der Stein war so verwittert, dass er nicht erhalten werden konnte. Das Marmorkreuz wurde durch die Kirchengemeinde aufgearbeitet und hat seinem Platz am anonymen Urnenfeld gefunden.